DDR-Zeitungskiosk Sonnenallee im Filmpark Babelsberg: – SachsenKanal – Sender Freies Sachsen

DDR-Zeitungskiosk Sonnenallee im Filmpark Babelsberg:
von Lothar Holler, dem „Mauerarchitekten“ von Sonnenallee
Der Grenzübergang Sonnenallee ist der Handlungsort unseres Films, oder genauer, das Hinterland des Grenzüberganges – ein Ort, an dem sich täglich hundertfach die gleiche groteske Geschichte abspielte – der Umgang mit der Tücke, mit der unwirklichen Wirklichkeit.
Abgrenzung
Die Mauer, der offizielle Sprachgebrauch der Linientreuen war „Antifaschistischer Schutzwall“, wurde als Trennung zweier Weltsysteme von den gleichen Menschen errichtet, die einst angetreten waren, ein besseres Nachkriegsdeutschland zu bauen.
Die brachiale Abgrenzungsmethode verursachte vor allem die Deformierung gewachsener Strukturen, das Versiegen von Rohstoffquellen und die partielle Lahmlegung der Industrie. Aus der Ersatzstoffwirtschaft der Kriegszeit wurde die Mangelwirtschaft. Richtig ausreichend gab es eigentlich nur die Theorie vom besseren Leben, die Büsten der Heroen, Bilder der Führer, Fahnen und Schnaps.
Mangel und Bedürfnisse
Die Mangelwirtschaft hatte eigenwillige ideologische Patente und ästhetische Erscheinungsformen im Schlepptau. Aufwendige Verpackungen oder Werbung waren auf Grund der Begehrtheit der Produkte und der Konkurrenzlosigkeit wenig von Nöten: Machbarkeit und Notwendigkeit formten das Bild. (Was machbar und notwendig war, war wiederum eine ideologische Entscheidung von zentraler Verantwortung.) Andererseits blieben die Regenwälder verschont und kein Kind der dritten Welt mußte Teppiche für die Wohnzimmer in Leipzig und Dresden knüpfen.
Nach dem Mauerfall zeigte sich, daß sich die Bedürfnisse in Ost- und Westdeutschland glichen, nur die Möglichkeiten und Umstände waren andere: Pappautos statt Blechautos, Vita Cola statt Coca Cola, Datschen statt Bungalows, Trainingsanzüge statt Jogginganzüge, Baracken statt Container.
Bei Broilern und Brathähnchen war der Unterschied nicht mehr so groß, bei Bratwurst und Bratwurst gleich Null.
Parallelen

Bis sechzehn Meter hohe Unterkonstruktionen, die neun Meter tief im Boden verankert wurden, tragen die Fassaden. In den Unterkonstruktionen wurden 250 Tonnen Stahlprofile verbaut. Die Bauzeit der gesamten Außendekoration betrug drei Monate, bis zu 70 Handwerker waren gleichzeitig beschäftigt
Die Sonnenallee-Kulisse ist heute Teil der Studio-Tour Babelsberg. Durch die besondere Bauweise der Kulisse (Stahl-Unterkonstruktion) können die angehängten Fassaden ausgetauscht werden. So können in Zukunft auf dem Gelände immer neue Straßenzüge entstehen und völlig verschiedene Filme gedreht werden.
http://www.kinoweb.de/film99/Sonnenallee/film99.html

https://www.youtube.com/watch?v=JMs84JgnLAo

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